
Der letztjährige Master of Public Health Absolvent der Berlin School of Public Health, Sadi Al-Dari, gewinnt mit der von Prof. Dr. Daniel Fürstenau (Charité & IT University of Kopenhagen) und Prof. Dr. Dr. Hürrem Tezcan-Güntekin (Berlin School of Public Health & Alice Salomon Hochschule) betreuten ethnographischen Abschlussarbeit den (geteilten) ersten Preis für die besten Masterarbeiten.
Dabei untersuchte Al-Dari auf einer chirurgischen Normalstation eines urbanen Krankenhauses aus nächster Nähe, inwiefern der sonst vor allem auf Intensivstationen prävalente Einsatz kontinuierlicher, engmaschiger und digitalisierter Vitalparameterüberwachung von der Belegschaft (insbesondere der Pflege) akzeptiert wurde.
Anstelle von formalisierten Interviews und Fragebögen wurde hier durch die Nutzung von Hospitationen und sog. Walk-Alongs ein unmittelbarerer Zugang zum Feld geschaffen, der durch die Einbettung und teilweise Assimilation des Forschers insbesondere zur Aufnahme von Stimmungen und ungefilterten Einschätzungen geeignet ist. Die Wahl eines ethnographischen Forschungsdesigns erlaubte es dem Forscher, sich direkt im unmittelbaren Arbeitsumfeld des Personals – auf der Station – zu bewegen und somit Akzeptanz mit dieser neuen und die Arbeitsprozesse verändernden Technologie hautnah zu erforschen. Aus diesem mehrwöchigen Stationsaufenthalt, die über alle Schichten des Stationsbetriebs durchgeführt wurden, entstand somit ein mehrere Zehntausend Worte starkes Forschungstagebuch, das im Anschluss induktiv ausgewertet wurde.
Neben bereits eher in den Fokus der Wissenschaft gerückten Faktoren wie Usability, Patient:innensicherheit, Arbeitserleichterungen oder Alarm Fatigue stieß Al-Dari dabei unter Anwendung einer eine induktive Herangehensweise auch auf oftmals weniger greifbare Aspekte. Dazu gehören z. B. die Innovationsfreundlichkeit des betrieblichen Klimas, die Kompatibilität der eingesetzten Technologie mit dem infrastrukturellen Ökosystem des Krankenhauses sowie Befürchtungen des Personals vor technologisch induzierter Fremdbestimmung und professionellem Identitätsverlust.
Aufgrund der sehr explorativen Herangehensweise dieser Studie haben diese Ergebnisse sowie das daraus entwickelte Modell zunächst einen hypothesenbildenden Charakter, liefern aber sowohl für Forschung als auch für praktische Implementationen solcher Technologien hilfreiche Anknüpfungspunkte. So sollen sie bei ähnlichen Implementationsvorhaben unter anderem dafür sensibilisieren, neben technologischen und ökonomischen Erwägungen auch soziologische und organisationale Aspekte mit in den Blick zu nehmen.
Die Jury der BSPH hob in Ihrer Begründung für die Preisvergabe besonders die Unmittelbarkeit und Qualität der Methodik (tatsächliches Eintauchen ins Feld sowie umfassende Kodierung und Auswertung des Forschungstagebuches) sowie die Aktualität des Themas (digitale Transformation im Krankenhaus und Gesundheitswesen) hervor.
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