Bei unserem sechsten Patient Monitoring Roundtable (PMRT) am 29. September 2022 stellten wir uns der Frage: “Tele-Surveillance: Ersatz für die Normalstation?”.
Direkt zu Beginn der Veranstaltung hat sich herausgestellt, dass die Teilnehmenden eine ähnliche Auffassung bezüglich der Definition von Tele-Surveillance teilten. Zentraler Aspekt war, dass durch ein Tele-Surveillance-Gerät kontinuierlich und “remote” Vitalparameter aufgezeichnet werden. Dies erlaube eine optimale Balance zwischen Freiheit und Sicherheit, da der Status der Patient:innen stets eingeschätzt und notwendige Maßnahmen im Notfall sofort eingeleitet werden könnten.
Die Grundlage für die Diskussion des Roundtables bildete das People-Process-Technology-Modell, das bereits im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe eingeführt wurde (2. PMRT): Welche Aspekte sind in den verschiedenen Dimensionen bei der Implementierung von Tele-Surveillance von Bedeutung?
Zunächst wurden in der Dimension Technologie und Infrastruktur die Gewährleistung des Datenschutzes und der Privatsphäre, die technologische Infrastruktur (z.B. schlechte Internetverbindung auf dem Land) bis hin zum Gerät selbst als relevante Aspekte identifiziert. Mögliche Hürden stellen die Interaktion zwischen Mensch und Maschine oder die Sicherstellung einer stets korrekten und zuverlässigen Messung dar.
Bei der Diskussion der Dimension Prozess kam heraus, dass eine zu starke Regulation und zu hohe Anforderungen den Markteintritt für neue Akteure erschweren. Dies führe zu einem Mangel an Wettbewerb und damit zu einer gedämpften Innovationskraft. Zudem sahen alle Teilnehmenden die Notwendigkeit in klinischer Evidenz und entsprechenden Richtlinien.
In der Dimension Personen (Stakeholder) gab es gemischte Meinungen. Ein Teil sah in Patient:innen ein mögliches Hindernis, da sie oft sehr skeptisch in Bezug auf neue Technologien seien und sich eher auf die negativen Aspekte fokussieren würden. Andere führten dagegen an, dass Tele-Surveillance durch den Schluss einer Lücke in der Versorgung das Sicherheitsgefühl verstärken und damit das Vertrauen in die Gesundheitsversorgung und die behandelnden Akteure festigen würde. Zudem könnte Gamification eine mögliche Lösung darstellen, um mehr Patient:innen für zukünftige Technologien zu gewinnen. Aufgeführte Best Practices für die erfolgreiche Implementierung von Tele-Surveillance waren unter anderem das Jeroen Bosch Hospital in den Niederlanden oder auch die Nephrologie der Charité.
Angelehnt an das People-Process-Technology-Modell und die Best Practices wurden notwendige Steps für das Sicherstellen von erfolgreicher Tele-Surveillance auf der Normalstation identifiziert. Diese bestehen aus der Vermittlung von erforderlichen digitalen Kompetenzen, Anpassung bzw. Entwicklung von Regularien und Finanzierungsmodellen, Entwicklung notwendiger “Early Warning Scores” sowie Sicherstellung der Interoperabilität und letztendlich Generierung von Evidenz. Sicherlich wird der ein oder andere Aspekt im Rahmen eines zukünftigen Roundtables ausführlicher diskutiert werden.
Der nächste Roundtable findet am 15. November 2022 (18-20 Uhr) statt. Die Veranstaltung wird ausschließlich in Präsenz stattfinden, da wir in einem neuen Format Monitoring-Technologien hautnah erfahrbar machen und testen möchten. Basierend auf den vorausgegangenen Veranstaltungen und den individuellen Qualifikationen und Erfahrungen werden wir daher eigenständig ein möglichst diverses Teilnehmer:innenfeld zusammenstellen. Sofern uns dieser Versuch erfolgreich gelingt, planen wir das Hands-On-Format auch in Zukunft für die Patient Monitoring Roundtables zu nutzen und für einen größeren Kreis anzusetzen. Wir werden alle PMRT-Interessierten über unseren Newsletter und die Blog-Posts über die Ergebnisse der kommenden Veranstaltung informieren und hoffen, Sie bald wieder bei unserem Roundtable begrüßen zu dürfen.
Der Patient Monitoring Roundtable wird organisiert vom Institut für Medizinische Informatik der Charité - Universitätsmedizin Berlin in Kooperation mit Hacking Health Berlin und INCH e.V. (Initiative for Collaboration and Innovation in Healthcare e.V.).
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